Gut, ich wohne hier. Aber wenn ich diese Open-Air-Ausstellung zufällig entdeckt hätte, wäre ich genauso begeistert. Unterwindisch liegt im Wasserschloss, beim Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat. Im Quartier und im Auenwald sind jetzt 25 Kunstobjekte ausgestellt und ergeben einen etwa zweistündigen Spaziergang – überraschend, beeindruckend, inspirierend, begeisternd! Ein paar Zwischenhalte: Unten an der Dorfstrasse drei Regenschirme aus Teebeuteln von Nici Schulcz Pereira, die filigran wirkenden Objekte müssen Wind und Regen trotzen. Daneben von Susanna Fry die feine Flechtarbeit aus Birkenzweigen, eine Hommage an den Baum, der hier stand. Ursula Rutishausers «Knäuel» und die «Wäsche», aus feinem Chromnickelstahl, schaukeln sanft hoch in der Luft. Etwas versteckt hinter dem Diesellokal hängen die drei alten Fensterrahmen von Jacqueline Weiss zwischen Bäumen am Kanal. Die Vorhänge dahinter sind bedruckt mit Camera obsucura Fotos vom Abriss der alten Fabrikgebäude auf dem Gelände – Einblicke, Ausblicke. Auch Kathrin Siebenhaars zarte blaue Drucke von Pflanzen an der Mauer des Diesellokals bilden ab, was bald nicht mehr ist: Es sind Pflanzen vom Platz davor, der bald überbaut wird. «Ins Blaue träumen» heisst die Installation von Silvia Hintermann-Huser in einer Blechgarage mit Blick auf den weiten Mattenschachen – tiefblau, mit organischen Motiven bedruckte Tücher hängen da. Und auf der Wiese die «hölzerne Welle», weich geformte Holzstelen von Thomas Hochstrasser. Regina Bänziger hat an der Reuss eine lächelnde «Securitas» installiert – für die vielen Flussschwimmer:innen ein wertvoller Engel. Und zusammen mit Irene Holliger hat sie – mitten im Wald bei den Fröschengräben – luftige Turmkonstruktionen aus Ästen und Brombeerranken erschaffen, Objekte zugefügt, ein Stück Traum-Wald geschaffen. Und etwas versteckt in einem privaten Garten (zu dem die Hecke geöffnet wurde) finden wir die Holzfiguren von Rita Bergauer – denkend, träumend, tanzend. Vor dem Restaurant «Kurve» stehen die mit dem Gelb der Strassenbemalung geometrisch markierten Poller von Max Müller. Das ist längst nicht alles – und zum Schluss dann ab in die Gartenwirtschaft!
Noch ein P.S.: die Installation am Reusshang, ein gigantischer Wanderwegweiser nach «Weit weg», der nicht offiziell zur Ausstellung gehört, und vielleicht meint «ganz nah»… (Bis 4. Sept. 20
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