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Big-6 - Lizenz zum Töten

Margrit Schaller

TROPHÄE von Gaea Schoeters Noch selten hat mich ein Buch so gepackt, schockiert, zerrissen, die Augen geöffnet… Der Protagonist, Hunter White, ein stinkreicher Amerikaner, ist von der Jagd fasziniert seit er ein kleiner Bub war und mit seinem Grossvater erste Tauben und Hasen schoss. Jetzt ist es ihm möglich, für viel Geld Jagdlizenzen zu kaufen, um auf Grosswildjagd zu gehen und seiner Frau die grossen Trophäen nach Haus zu bringen. Für die «Big 5» (Löwe, Leopard, Elefant, Büffel und Nashorn) fehlt ihm noch letzteres, ein Nashorn. Jetzt aber ist er in Afrika mit der Lizenz zum Töten eines solchen. Betreut und gemanagt von Van Heeren, einem Berufsjäger und seinem Team, den einheimischen Spurenlesern. Wir erfahren nicht, in welchem Land er ist und das ist auch stimmig für ihn – denn Afrika ist per se die Welt, die ihm für seine Leidenschaft zur Verfügung steht. Er kann und darf alles. Doch sein Big-5-Traum erfüllt sich nicht, Wilderer erschiessen «sein» Nashorn vor ihm. Und da wird ihm die Frage gestellt, ob er schon mal von den Big-6 gehört habe – der Jagd auf indigene junge Männer. Der Roman hat einen unglaublichen Sog und trotz des wahnsinnigen Inhalts musste ich fast atemlos lesen. Das hat stark damit zu tun, dass Hunter und sein Denken sehr differenziert geschildert werden, er ist nicht einfach ein schlimmer Typ oder ein reiches Arschloch. Das verrückteste für mich war, dass es immer wieder Sätze gab, deren Logik ich sofort nachvollziehen konnte, obwohl sie von kolonialer Macht und schlimmster westlich-kapitalistischer Ungerechtigkeit geprägt sind. Dieses Buch ist ein sicher unvergessliches Leseerlebnis. Die Belgierin Gaea Schoeters war selber noch nie in Afrika und sie sagt in einem Interview, sie habe keine Beweise dafür gefunden, dass es so etwas gebe.



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