Marina Abramovic im Kunsthaus Zürich Nun habe ich sie live gehört (mit Jeannette Fischer in der Paulus Akademie, nahbar und auch humorvoll), habe die SRF Sternstunde (intensiver Diskurs mit Barbara Bleisch) und den Kulturplatz (spannend rund um die Retrospektive) geschaut und die Ausstellung im Kunsthaus gesehen – oder bin darin abgetaucht. Je mehr ich von dieser Frau sehe und höre, umso stärker wird mir ihre Einzigartigkeit bewusst. Die Retrospektive in Zürich zeigt Werke, dokumentierte Performances, aus der gesamten Schaffenszeit von Abramovic. Die Performances sind gefilmt, fotografiert, werden mit Texten erläutert. Stellenweise stockt einem fast der Atem, so crazy ist das, was sie sich antut. In früheren Jahren zusammen mit ihrem Lebens- und Kunstpartner Ulay. Von ihm trennt sie sich 1988 in einer spektakulären Aktion: während drei Monaten wandern sie auf der Chinesischen Mauer aufeinander zu – um sich dann zu trennen. Dieser «Great Wall Walk» hat auch Neues in ihre Kunst eingebracht: Die Gesteine. Wir werden aufgefordert, mit unseren Körpern zu erspüren, wie unterschiedlich verschiedenen Gesteinsarten auf uns wirken. Damit beginnt eine Schaffensperiode, in der nicht mehr ihr Körper im Zentrum steht, sondern sogenannte Transitory Objects.
Und ja, die nachgestellten live perfomances fahren ein: Der junge Mann, der erhöht nackt an der weissen Wand mit ausgestreckten Armen und Beinen auf einem Velosattel sitzt, ist ein (für mich) schwer auszuhaltender Anblick. Er tut es 30 Minuten, Abramovic hat sich damals sechs Stunden abgerungen. (Bis 16. Feb. 2025)