«Wie ein Stein im Geröll» von Maria Barbal
Ein Frauenleben in bäuerlicher Armut, in Katalonien Anfang des 20. Jahrhunderts. Es könnte aber überall angesiedelt sein. Die Bauernfamilien mit vielen Kindern, wenig Vieh und Land, das zu bearbeiten und zu beackern endlos strenge Arbeit bedeutet - das war und ist wohl universell. Conxa, das fünfte von sechs Kindern, wurde, da sie „einen folgsamen Charakter hatte“ mit 13 Jahren zur kinderlosen Tante geschickt, um dort zu helfen. In unseren Köpfen tauchen natürlich die Verdingkinderschicksale auf. Die Sozialen und familiären Strukturen sind unsäglich patriarchal, eng. Der älteste Sohn erbt, alle anderen Geschwister müssen sich so gut wie möglich verheiraten. Das ist das grösste Glück im Leben der jungen Frau, sie darf den Mann heiraten, den sie liebt. Sie haben drei Kinder, Das Leben ist weiterhin hart, von Landarbeit bestimmt. Dann schlägt die politische Umwälzung zu: Es sind die 30er Jahre, Conxas Mann Jaume wird überzeugter, aktiver Republikaner. Aber der Faschismus siegt, Jaume wird umgebracht, seine Leiche verschwindet irgendwo in einem Massengrab. Conxa lebt nur noch ihren Kindern zu liebe weiter. Die Sprache dieses Buches, das Original in katalanisch, ist von einer so stimmigen Einfachheit, wie ich ihr selten begegnet bin. Manchmal werden Jahre in einem Satz zusammengefasst und wir verstehen viel mehr als da steht. Die Person Conxa und ihre Sprache sind von einer Übereinstimmung, die mich tief beeindruckt. Welch ein Gewinn, dass diese Geschichte neu überarbeitet und herausgegeben wurde.
