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Karg erzähltes Grauen

  • Margrit Schaller
  • 29. Mai
  • 1 Min. Lesezeit

«Sechzehn Monate» von Fabio Andina Es ist die Geschichte seines Grossvaters Gioseppe Vaglio, die der Tessiner Fabio Andina erzählt. Dieser lebte mit seiner Frau Concetta und den beiden kleinen Kindern im italienischen Grenzdorf Cremenaga. Während des Krieges half er jüdischen Flüchtlingen und verfolgten Partisanen über den Fluss Tresa in die Schweiz. Er wurde verraten und von der SS verhaftet. Die 16 Monate seiner Gefangenschaft erzählt jetzt sein Enkel nach intensiven Recherchen aber trotzdem fiktional. In kurzem Wechsel wird aus der Ich-Perspektive von Giuseppe und dem Erleben seiner jungen Frau erzählt. Die Dorfgemeinschaft wird vertrieben und muss sehr behelfsmässig in einfachsten Hütten überleben. Was Giuseppe erlebt in den Monaten seiner Gefangenschaft, in wechselnden Durchgangslagern und schliesslich im österreichischen Konzentrationslager Mauthausen, schildert Andina äusserst beklemmend und dicht, fast karg. Das Grauen des Lagerlebens ist da, was der junge Mann dagegen stemmt ist die Liebe zu seiner Frau. Er will überleben. Und muss nach Kriegsende und der Befreiung aus dem Lager den langen Weg von Österreich nach Italien mit letzten Kräften zu Fuss bewältigen. Über seine traumatischen Erfahrungen während er 16 Monate hat er offenbar nie gesprochen. Vor einigen Jahren fand Fabio Andina das «Arbeitsbuch für Ausländer», das sein Grossvater führen musste und begann daraufhin mit der Recherche. An den Solothurner Literaturtagen wird ihm dafür ein Schweizer Literaturpreis verliehen.


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