Diego Marcon in der Kunsthalle Basel
Es ist die erste Einzelausstellung des italienischen Künstlers in der Schweiz. Aber das Video «The Parents’ Room» wurde an der Biennale 2022 in Venedig gezeigt und hat sich ins Gedächtnis gebrannt: Ein Mann sitzt auf einer Bettkante, vor dem Fenster fällt Schnee, eine Amsel fliegt aufs Fensterbrett. Und der Mann, maskiert mit einer sehr irritierenden Gesichtsmaske, beginnt zu singen. Sanft und melodisch teilt er uns mit, dass er seine beiden Kinder und seine Frau umgebracht hat, bevor er sich selbst tötete. Dann wenden sich uns auch die Kinder und die Mutter zu und singen von ihrem Tod, alle mit verstörenden Silikonmasken – von ihren eigenen Gesichtern abgenommen. Es ist ein Loop von vielleicht zehn Minuten, vor dem man gebannt sitzt. In den folgenden Ausstellungsräumen werden weitere irritierende Videos gezeigt, z.B. ein 14-minütiger Film, der in dreissig nur 1-sekündigen Szenen Menschen, vor allem Frauen, in einem Gebäude zeigt, oft reglos, manche scheinen tot, dazu lautes Knallen wie Schüsse und zwischen den Szenen endlos scheinende Dunkelheit auf der Leinwand – ein Rätsel. Die kurzen Bilder brennen sich in die Netzhaut. Dann ein Saal voller Gipspuppen, ein Kinderorchester. Und im letzten Raum schauen wir von einer Tribüne auf eine Leinwand, wo zwei herzige Maulwurfroboter unendlich Rechnungsaufgaben von Blättern lesen, während hinter ihnen das Feuer im Ofen knistert. Der Weg aus der Ausstellung führt durch die Räume zurück, Irritation und Faszination bleiben.(Bis 21. Januar 2024) (Und mit der Auswahl «Regionale 24» gibt es bis zum 7.1.24 noch viel Anderes, Anregendes zu sehen in der Kunsthalle.)
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