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Annette Hug: Wilhelm Tell in Manila

Schon der Titel ihres letzten Romans nimmt Bezug auf etwas Wichtiges in ihrem Leben: «Wilhelm Tell in Manila». Ein Titel der sofort Fragen und auch Neugierde evoziert, denn was um alles in der Welt soll unser Bergler Nationalheld im tropischen Manila verloren haben? Annette Hug hat es in jungen Jahren dorthin gezogen. Sie hat in Manila studiert, die einheimische Sprache, das Tagalog, gelernt, und sich auch in die Philippinische Geschichte und Kultur vertieft. Und da stösst man schnell auf den Namen des Nationalhelden José Rizal, der von 1861 bis 1896 lebte. Und dieser Rizal, Augenarzt, kommt 1886 nach Europa, zuerst Spanien, dann Deutschland, um seine medizinische Ausbildung auf den neuesten Stand zu bringen. Gleichzeitig schreibt er einen Roman und eben, er übersetzt das Schillersche Drama in die philippinische Sprache Tagalog. Und diese kurze Lebenszeit Rizals in Heidelberg und Leipzig erzählt Annette Hug in einer faszinierenden Verschränkung von seinem Leben und Leiden im kalten, feuchten Deutschland und seinem Ringen mit Schiller um die richtigen Worte und Bedeutungen in seiner Sprache. Die Philippinen sind zu dieser Zeit noch immer unter spanischer Kolonialherrschaft, die Geschichte vom Freiheitskampf der Unterdrückten ist im Inselstaat von brennender Aktualität. Rizal reiste in seine Heimat zurück mit der Idee, eine Praxis als Augenarzt zu eröffnen und sich für Reformen, für bessere Bildung einzusetzen. Obwohl er nie zu Gewalt gegen die Kolonialmacht aufrief wurde er als revolutionärer Anführer zum Tode verurteilt und mit 35 Jahren hingerichtet.

Annette Hug erhielt 2016 für ihren Roman den Schweizer Literaturpreis.


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