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Atemloser Plot

HUND WOLF SCHAKAL von Bezhad Karim Khani Zum Glück ist mir dieser Roman des gebürtigen Iraners in die Hände gefallen. Ein Buch das mir (einmal mehr) eine Welt eröffnet, von der ich zwar von weit weg weiss, aber eigentlich doch keine Ahnung habe – hatte. Das migrantische Milieu der Neunziger- und Nullerjahre in Berlin-Neukölln. Als «atemlosen Plot» bezeichnet Kahni seinen Erstling selbst. Er schreibt aber nicht nur atemlos, in kurzen Kapiteln, sondern auch atemberaubend. Erzählt wird die Geschichte der zwei Brüder Niam und Saam, die als Primarschüler mit ihrem sozialistischen Vater nach der Ermordung der Mutter durch das Regime, aus dem Iran nach Deutschland flüchten. Dort eignen sich die beiden klugen Buben alles an, was das Umfeld bietet. Und das ist schon bald Kleinkriminalität, Dealen, Betrügen, Klauen. Wie Khani das beschreibt, das Hineinwachsen in diese Szene; die Rivalitäten und Feindschaften, die Codes, aber auch die Freundschaften, empfand ich als ungeheuer spannenden Einblick in fremde Welten – und literarisch grossartig. Hoch differenziert, gescheit, in präziser Sprache geschrieben, ist es trotz des harten Inhalts eine Geschichte voller Feinheiten, ja Zärtlichkeit. Der eine der Brüder, Saam, stürzt ganz ab und landet im Gefängnis. Da wird die Situation in der Einzelhaft – in die er nach einer Schlägerei versetzt wird – so eindrücklich und nachvollziehbar geschildert, dass ich wie nie zuvor begriffen habe, wieso diese als Folter gilt. Niam, der Jüngere, wird auch kriminell, aber erfolgreich. Er wäscht das Drogengeld im Skate-Laden seines Kumpels. Der Vater bleibt stumm bis zu seinem Tod, gesprochen wird nicht in dieser Familie.




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