«Hey guten Tag, wie geht es dir?» von Martina Hefter
Juna Isabella Flock - Tänzerin, Performerin, Schauspielerin, wohnt in Leipzig, zusammen mit ihrem chronisch kranken Partner Jupiter, der an MS leidet. Sie ist schon 50, also alt für eine Tänzerin, aber noch gut in Form, hat Auftritte und Engagements. Jupiter ist Schriftsteller, gewinnt manchmal einen Literaturpreis, ein Stipendium. Sie leben etwas prekär, aber nicht arm. Juna chattet in ihren schlaflosen Nächten mit Love-Scammers, das sind Typen, die Frauen mit Liebesversprechen um Geld angehen und oft bekommen. Sie lügt dabei so schamlos, wie sie angelogen wird, es macht ihr Spass. Die Scammer sind sauer wenn sie merken, dass sie verarscht werden. Es meldet sich ein Owen Wilson aus den USA, der sich dann viel später als Beno aus Nigeria outet. Der Kontakt wird freundschaftlich, immer persönlicher, auch Juna erzählt von sich. Das ist quasi der Erzählstrang, der den Roman zusammenhält. Daneben erfahren wir von ihren Projekten, ihren Gedanken über sich und ihr Leben, das sich nach Mitte (Perimenopause!) anfühlt. Von Jupiter erfahren wir nicht viel. Er wird wenig spürbar als Mensch, aber sie kümmert sich fürsorglich um ihn. Liebt sie ihn noch? Das nächtliche chatten verschweigt sie ihm. Der Kontakt zu Beno bricht schliesslich ab. Das Ende ist versöhnlich: Es läuft gerade gut mit Auftritten, Jupiter kann in eine Reha, sie vermisst Beno ohne wirklich zu leiden. Das Buch liest sich ungemein leicht und trägt einem mit angenehmer Spannung durch ein aktuelles, städtisches, etwas schräges Frauenleben. Cool!
Martina Hefter hat es mit diesem Roman auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises geschafft.