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Eine ver-rückte Geschichte

DER WOD von Silvia Tschui

Dieser Roman ist eine Herausforderung, inhaltlich und sprachlich. In einer regelrechten Atemlosigkeit wirft er Licht auf das Leben von Menschen aus vier Generationen. Von drei Frauen und drei Männern erfahren wir viel über ihr Schicksal, ihren Ehrgeiz, ihre Boshaftigkeit, ihr Elend. Viele andere erscheinen als Nebenfiguren im Familiendrama. Der Wod, der mächtige, böse, besitznehmende Geist des Nordens scheint in dieser Familie zu wüten und führt sie zu Höhenflügen und schrecklichen Abstürzen. Es beginnt mit Julius, der in der Vorkriegszeit in Deutschland eine Druckerei betreibt, zu den Freimaurern stösst und dort teilnimmt am wirkungslosen Widerstand. Aus seiner ersten Zweck-Ehe kommt Lilly, die übermütige Schönheit, die denkt nur das Feinste sei für sie knapp gut genug, z.B. die Ehe mit einem Grafen. Was sie mit Lug und Trug dann auch erreicht. Ihre Halbbrüder Nis und Karl fliehen mit ihrer Mutter Rosmarie nach dem Krieg vor den Russen – eine sehr starke, erschütternde Passage. Dieses Drama der Flucht, bei dem die Mutter des 11jährigen Nis und seines kleinen Bruders Karlchen stirbt, erklärt dann ein Stück weit deren weiteren Lebensweg – der eine wird später Geheimdienstler, der andere strenger Priester. Lillys Tochter Sünje, aus erster Ehe mit dem Schweizer Ingenieur Fritz, wächst in der Innerschweiz und dann in Zürich in turbulentesten Zusammenhängen auf, wird drogenabhängig und endet nach einer grässlichen Ehe in einer Villa mit Seeblick in der Psychiatrie. Charlotte, ihre Tochter, stellt sich schliesslich als erste diesen familiären Dramen, will wissen was alles lief an Betrug, Lügen, Berechnung, Gewalt. Man muss sich diesem Buch stellen – aber wenn man es tut beschert es einem atemberaubende Momente! Und zum Glück gibt es einen Stammbaum, ohne wäre man verloren im Gewirr von Menschen und Zeiten.



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