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Einmal rund um die Welt

TURBULENZEN von David Szalay

Wohl eine der kürzesten literarischen Weltumrundungen ist der schmale Episodenroman des 1974 geborenen Kanadiers. 12 Kapitel, 12 Menschen, 12 Flugstrecken. Es ist ein Stafettenlauf der zauberhaften Art. Alle 12 Menschen haben ihre Gründe zu fliegen und berühren irgendwo auf der Reise – zufällig, flüchtig, oft unmerklich, einen anderen Menschen, der oder die dann weiterfliegt. Die Reise beginnt mit der Mutter, die sich in London von ihrem krebskranken 50-jährigen Sohn verabschiedet und nach Spanien zurückfliegt, wo sie wohnt. Ihr Sitznachbar fliegt weiter nach Dakar, wo ihn die Nachricht vom Tod seines Sohnes erwartet – und dieses Unglück ist für den Fahrgast im Unfalltaxi, einen Piloten, nur der Ärger, ev. zu spät zum Flughafen zu kommen für den Flug nach Toronto. Wenig erfährt man von den einzelnen Menschen und doch erzählen die kurzen Momente viel aus einem Leben. Zum Beispiel auch von einer jungen Inderin, die nach einem Hilferuf ihrer Schwester zu ihr nach Kochi fliegt und sich dort mit deren gewalttätigen Mann konfrontiert – der in Katar als Hausangestellter klandestin ein schwules Leben führt. Die Episoden sind manchmal traurig oder melancholisch, immer überraschend und mit einer geradezu schwebenden Leichtigkeit erzählt. Die Geschichten spielen in unserer globalisierten Welt und erzählen von Turbulenzen – Momenten der Verunsicherung, des Erschreckens, der Aufregung. Sie gehen uns nahe und dann vorbei.





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