«Unschärfen der Liebe» von Angelika Overath Der Roman beschreibt die tagelange Zugreise von Chur nach Istanbul und erzählt dabei eine Liebesgeschichte zwischen zwei Männern und einer Frau. (Es ist der 2. Teil einer geplanten Trilogie, das wusste ich aber vor der Lektüre nicht und habe es auch nicht gemerkt.) Die Gedanken und Träume zur Liebe und ihren Konflikten spielen sich alle nur im Kopf von Baran ab, er reist allein. Aber die Beziehung zu seinem Freund Cla, dem Engadiner Historiker, und Alva, dessen Ex-Partnerin und ihrer kleinen Tochter, begleiten ihn in Gedanken. Cla und er wohnen in Istanbul, wo dieser das Leben in der schwulen Community geniesst und Baran hatte soeben in Chur eine Affäre mit Alva. Baran ist der Sohn von griechisch-türkischen Fremdarbeitern in Deutschland. Also genug zum Sinnieren. Was mich noch mehr fasziniert hat, ist aber die Reisebeschreibung. Die Fahrt durch das Tirol, die Steiermark, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bulgarien. Die Landschaften, die vorbeiziehen, die Orte und Bahnhöfe, die Menschen, die ein- und aussteigen, die sehr dürftige Ausstattung der Lokalzüge, je weiter die Reise geht. Sehr schön, wie der Zustand beschrieben wird, in den man verfällt bei einer so langen Reise, wo man einfach nur ist – nichts tun muss, nichts tun kann. Nur da sein und schauen, nachdenken, träumen, vor sich hindämmern, schlafen…
