Balearic – Tanz in der Feuersbrunst
- Elena Wilhelm
- vor 4 Tagen
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Ion de Sosas Balearic öffnet sich wie ein flirrendes Sommermärchen: Vier Jugendliche brechen in ein verlassenes Haus ein, lassen sich im Pool treiben, lachen, planschen. Nur wenige Meter weiter, in einer mondänen Villa, feiern Gäste einen Geburtstag. Der Jubilar sitzt im Rollstuhl, atmet zwischendurch aus einer Sauerstoffflasche. Eine Künstlerin hat eine Skulptur aus Eis mitgebracht, sein Ebenbild – ein Geschenk, das sich langsam verflüssigt. Immer wieder brechen die Gäste Stücke heraus, um ihre Drinks zu kühlen. Aus einer Geste der Ehrung wird ein groteskes Sinnbild: sorglose Verschwendung von Ressourcen, Fürsorge, Zukunft.
Währenddessen werden im Nachbarhaus die Jugendlichen von Hunden gejagt. Man sieht es nicht, man spürt es nur – in den Pausen zwischen Musik und Schreien, in den Schnitten, die plötzlich ins Dunkel springen. Und während in der Ferne der Wald in Flammen steht, rieseln Aschepartikel auf die Villa nieder. Die Partygäste fangen sie mit der Zunge auf, als seien es Schneeflocken.
De Sosa montiert glitzernde Partybilder gegen die Ahnung roher Gewalt, legt treibende Beats über das bedrohliche Knurren der Hunde. Balearic ist zugleich Sommerfilm und Untergangsvision. Er zeigt zwei Welten, nur ein paar Schritte, aber eine ganze Wirklichkeit voneinander entfernt: hier Jugend, neugierig, verletzlich, ausgeliefert an einen gebrochenen Generationenvertrag; dort saturierte Ignoranz, die im eigenen Glanz verharrt.
Der Pool ist hier kein Ort der Erfrischung, sondern ein kurzes Aufleuchten vor dem Ertrinken. Am Ende tanzt die ältere Generation weiter – während die Zukunft im Flammenlicht verschwindet.