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Das hat Frisch nicht verdient…

Ich schreibe eigentlich nur über Events die mir gefallen haben, aber dies ist eine Ausnahme: Die Inszenierung von Max Frischs «Der Mensch erscheint im Holozän» am Schauspielhaus ist ein Tiefschlag. Die Erzählung ist so kurz, dass ich sie vor dem Besuch (nochmals nach vielen Jahren) schnell gelesen habe und recht gefangen genommen wurde von dieser Verflechtung von endlosem Regen, der dadurch entstehenden Bedrohung durch Erdrutsche, die Verlorenheit dieses Herrn Geiser in seinem Haus im Onsernonetal, zunehmend verloren auch in seinem Leben, das ihm langsam abhandenkommt. Und dann diese Umsetzung auf der Bühne ☹ Herr Geiser wird von einer Frau und einem jungen Manne dargestellt, die mit seiner Figur nicht das geringste anzufangen wissen und der Text ist völlig zerstückelt. Dafür reiht sich ein bühnentechnischer Einfall an den nächsten. Es blitzt, donnert, windet, regnet, es wird mit Elektrorollstühlen rumgekurvt, alles sehr ausgedehnt. Und wenn dann die beschwerliche Wanderung Geisers die gefährlichen Steilhänge hinauf, in der Erzählung beklemmend dicht, von einer Kita-Gruppe als Spiel inszeniert wird – dann reicht’s einfach.



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