Wenn die gescheite Barbara Bleisch in ihrer heutigen (21.1.20) Kolumne im Tages-Anzeiger schreibt, man stosse im Buch «Atlas Shrugged» der Amerikanerin Ayn Rand, das dem STREIK im Schiffbau zugrunde liegt, durchaus auf «Bedenkenswertes», hat sie sehr recht – obwohl das während und nach dem Besuch der Aufführung schwer einzuordnen ist. Intendant Stemann hat den über 1000-seitigen Roman, der im Ruf steht bei den rechtsnationalen US-Kapitalisten grad nach der Bibel zu kommen, unglaublich in Szene gesetzt. Er hat daraus ein Musical gemacht und wir sehen und hören dem Ensemble während gut drei Stunden gebannt zu, wie redend, singend, tanzend der Ausbeutung der Arbeiter und der schamlosen Bereicherung der Reichen gehuldigt wird. Wie melodiös und in kessem Tanzschritt Sätze fallen, bei denen man, ob der kapitalistischen Schamlosigkeit, seinen Ohren nicht traut, die überhaupt nur in solch überdrehtem Kontext erträglich sind. Die superreichen Unternehmer sagen zu den Arbeitnehmenden laut und deutlich, was sich kaum einer im realen Leben getraut: Wir tragen die Welt auf unseren Schultern, Dank uns habt ihr Arbeit und Verdienst, dass ihr auch noch Rechte wollt und Gesetze zu eurem Schutz ist der Gipfel der Frechheit. Dann schaut doch mal wie es euch geht – wenn WIR streiken. Und uns nach Atlantis zurückziehen, in ein Sekten-Paradies der Superreichen. Der Schluss lässt keine Hoffnung, das gemeine Volk verliert auf der ganzen Linie, wird theatralisch niedergemäht, selbst die schwarze Präsidentin der USA wird kalt entmachtet – money makes the world go round… Das Ensemble ist grossartig, auch singend und tanzend, belgleitet von toller live Musik.
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