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250 Jahre Unrecht

HEIMKEHREN von Yaa Gyasi Yaa Gyasi ist 1989 in Ghana geboren, ihr Familie wanderte aber schon 1991 in die USA aus, wo ihr Vater an der Ohio State University promoviert und später Professor wurde. Yaa Gyasi ist also nicht Afroamerikanerin, sondern ghanaisch-amerikanische Doppelbürgerin. Mir scheint das wichtig, denn ihr meisterlicher Geschichtsroman HEIMKEHREN ist so stark in Afrika beheimatet wie in den USA. Die Geschichte der zwei Halbschwestern, Effia und Esi, und ihrer Nachfahren, zieht sich über fast 250 Jahre hin. Sie beginnt mit den Anfängen des Sklavenhandels, als die Völker der Asante und der Fante Tausende von Menschen gefangen nahmen und für gutes Geld an Engländer und Portugiesen als Sklaven verkauften. Vom Hauptumschlagplatz Cape Coast Castle aus wurden die Frauen und Männer – oft nach monatelangem Eingesperrt sein unter grauenvollsten Bedingungen – auf die Schiffe nach Amerika verfrachtete. Der Roman erzählt von allen Nachfolgegenerationen der beiden Frauen bis heute. Es sind sechs Generationen. Während Effia, «die Schöne», von einem in Cape Coast stationierten Engländer geheiratet wird und das Leben einer «Zweitfrau» führt, geht Esi durch die Hölle von Gewalt und Vergewaltigung als Sklavin. Von diesen beiden doch sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen aus lernen wir aus jeder Generation ein weiteres Glied kennen, immer in einer neuen Zeit. Aber das Unrecht bleibt. Die eine Geschichtenreihe spielt vorwiegend in Afrika, die andere in den USA. Dort Zwangsheiraten, verfluchte Leben, Ausgestossensein aus Dorfgemeinschaften; hier Rechtlosigkeit, Ausbeutung und Unterdrückung. Und wir wissen es: bis heute. Yaa Gyasi gelingt es, in allen Zeiten differenzierte und sehr glaubwürdige Charaktere zu zeichnen die kämpfen müssen um Menschenwürde, Rechte, Bildung und Arbeit. Trotz all diesem Elend liest sich das Buch leicht und es ist fesselnd. Bei den afrikanischen Geschichten faszinieren auch die uns fremden Rituale und Zauber, welche von der Autorin in grosser Selbstverständlichkeit beschrieben werden. Bei der Genealogie in den USA erschreckt immer wieder die Selbstverständlichkeit der Diskriminierung, mit welcher die Nachfahren von Esi zu kämpfen haben. Das Buch endet versöhnlich, mit einer Liebe die verbindet und Hoffnung gibt. Offenbar wusste Yaa Gyasi schon sehr früh, dass sie schreiben will – zu unserem Glück tut sie das und hat schon mit 26 Jahren diesen wunderbaren Roman vollendet.




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