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Bin ich ein Aspi?

NÄGEL IM KOPF, von Irina Bach Ich finde, die Autorin geht ein Wagnis ein: Sie beschreibt das Leben eines Mannes, der an Autismus und Identitätsstörung leidet, von innen heraus. Wir begleiten David punktuell durch sein ganzes Leben, vom Kleinkind bis nach seinem 60. Geburtstag. Sein äusseres, «reales» Leben kommt dabei eher marginal vor. Obwohl dieses bewegt ist. David reist viel, gerät in Australien in ein Attentat und hat ein Nahtoderlebnis. Aber dort lernt er auch Kerstin kennen, die mit ihrem Asperger-Syndrom ganz offen umgeht, was ihn beeindruckt. David ist beruflich erfolgreich, arbeitet in verschiedensten Ländern. Aber wichtiger ist sein Innen: Ein grosser Teil des Romans besteht in seiner Suche nach seinem Ich, seinem Zurechtkommen in der Welt. Denn das ist schwierig. Erst durch die intensive therapeutische Auseinandersetzung kann er sich im Laufe der Jahre ein Stück weit befreien von den «Gewittern im Bauch» und den «Nägeln im Kopf». Zentral ist dabei sein gestörtes Verhältnis zu seiner Mutter, von der er sich rigoros abgrenzt, während Jahrzehnten jeden Kontakt vermeidet. Das bleibt schwierig nachvollziehbar. Tröstlich, dass der Schluss versöhnlich klingt. David wird gelassener und weicher, sich selbst, seiner Umwelt und seiner Mutter gegenüber. Er bleibt ein Sonderling, aber er lebt in einem mitmenschlichen Netz, in dem er gibt und bekommt.





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