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Boxen und andere fremde Welten

GEMMA HABIBI von Robert Prosser Sicher bin ich nicht die einzige Leserin die völlig erstaunt ist, wie eindrücklich und literarisch ansprechend über das Boxen als Sport geschrieben werden kann. So wie es Robert Prosser tut. Sein Protagonist Lorenz kommt scheinbar zufällig zum Boxen, während einer Reise nach Syrien in den Semesterferien trifft er dort Zain – den alle Z nennen und der im Hinterhof des Backpacker Hotels boxt. Lorenz studiert Sozialanthropologie und will eine Semesterarbeit über ein ihm bisher unbekanntes soziales Umfeld mit Menschen verschiedenster Herkunft scheiben. Im Gym in Wien wird er von einem erfahrenen, alten Trainer als Talent erkannt und beginnt ein intensives Boxtraining. Der sportliche Höhepunkt ist die Teilnahme an einer österreichischen Staatsmeisterschaft, die Beschreibung dieses Kampfes aus der Innensicht des Boxers zieht einem total in Bann. Z schafft es später als Flüchtling nach Europa und hofft auf eine Zukunft als Profiboxer. Es ist die Zeit der grossen Flüchtlingsansturms, auch in Wien finden damals Solidaritätsdemos statt – Refugees Welcome. In Syrien hat Lorenz auch Elena kennengelernt, eine Profifotografin, zurück in Wien leben sie eine unverbindliche, aber intensive Beziehung. Als Elena für eine NGO in Ghana Projekte fotografieren soll, reist auch Lorenz dorthin, verbringt ohne sie eine intensive Zeit als Spontan-Hilfskraft auf dem Land, er schaufelt ein Riesenloch für einen neuen Abort (von WC’s ist man dort weit entfernt) und sinniert

über seine Boxerlaufbahn nach. Die unterschiedlichen Teile des Romans – Syrien - Wien/Boxen – Ghana – verbinden sich sehr organisch in der Figur von Lorenz. Ein faszinierendes Buch!

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