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Dystopie rückwärts

«Die Erinnerung an unbekannte Städte» von Simone Weinmann Welch verstörende Umkehrung ist diese Dystopie: Während in den meisten Werken die in der (düsteren) Zukunft spielen die Digitalisierung, die künstliche Intelligenz, die totale Kontrolle eine wichtige Rolle spielen, ist in diesem Roman das alles weg. Wir sind im Jahr 2045. Seit dem Tag Null, vor ca. 15 Jahren, ist die Erde von einer undurchdringlichen Staubschicht umgeben, weder Sonne noch Mond dringen durch, es ist kalt geworden. Alles ist zerstört, unzählige Menschen sind verhungert, erfroren. Die Überlebenden rappeln sich auf, leben ohne Strom, ohne irgendwelche technische und medizinische Versorgung, so wie wir uns das Leben etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorstellen. Alle sind arm. Europa ist aufgeteilt in Nord, Süd, Ost, West. Aber die Regionen wissen wenig voreinander, die Kommunikation erfolgt durch Kuriere, die bestenfalls per Velo unterwegs sind. Die Not macht die Leute (aber-)gläubig, Sekten haben grosse Macht. Die Menschen, welche die alte Welt erlebt haben, verdrängen die Erinnerung daran, reden nicht darüber. Die Jungen aber kommen zurecht, sie kennen nichts anderes. Die Geschichte spielt im Norden und erzählt von zwei Jugendlichen die ausbrechen wollen aus der bitteren Enge, durch den grossen Tunnel in den Süden. Denn dort, so geht das Gerücht, gebe es wieder ein Politecnico, dort könne man studieren, dort werde geforscht und studiert. Nathanael will Arzt werden, Vanessa vor allem ausbrechen aus der dörflichen Enge, die beiden hauen ab. Ihr Lehrer geht ihnen nach, soll sie zurückbringen. Die Flucht ist voller gefährlicher Herausforderungen, aber auch Lichtblicken und Ahnungen einer besseren Zukunft. Sehr spannend zu lesen! Simone Weinmann ist Astrophysikerin, es ist ihr erster Roman.


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