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Ein Agententhriller der anderen Art: Dirk Brauns DIE UNSCHEINBAREN

Der Sog dieses Romans hat wohl auch damit zu tun, dass Dirk Brauns ein geübter Journalist ist, das Buch liest sich ungeheuer leicht und schnell – trotz des tragischen Inhalts. Der über 60-jährige Martin Schmidt, gestandener Tierarzt, in Bayern lebend, wird mit Macht zurückgeworfen auf das Trauma seiner Jugend: Die Spionagetätigkeiten seiner Eltern als DDR-Bürger für Westdeutschland. Schon diese Anlage ist ungewohnt, das war keine nachbarschaftliche Bespitzelung für die Stasi, was wir ja kennen aus der DDR, sondern es ging um Informationen über Planung und Investitionen der DDR in der ganzen Sowjetzone – für die BRD damals von grösstem Interesse. Das Einzelkind Martin erlebt seine Eltern immer als distanziert und sich selbst als Nebensache in deren Leben, ohne den Grund zu kennen. Aber dann 1965, er ist 18-jährig, werden seine Eltern verhaftet und kommen für Jahre ins Gefängnis, bis sie vom Westen ausgekauft werden. Und Martin darf dann auch in den Westen zum Studium, allerdings mit Auflagen, dass man auf ihn zukommen dürfe für Informationen. Er unterschreibt, da er weg will. Dann kommen die Wende und die Wiedervereinigung, sowohl die Eltern wie Martin führen ein relativ ruhiges Leben. Der Vater stirbt, die Mutter, auch als alte Dame noch herrisch und dem Sohn gegenüber bestimmend, lebt in einer Altersresidenz. Dann, mehr als 20 Jahre nach dem Mauerfall, wird Martin vom Spionagemuseum in Berlin angefragt, ob er die Akten seiner Eltern lesen will und sich befragen lassen über seine Erfahrungen als «Agenten-Kind». Er tut es und dabei kommt die Ungeheuerlichkeit des Verrats ans Licht. Hochspannend!




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