Jean Paul Dubois: JEDER VON UNS BEWOHNT DIE WELT AUF SEINE WEISE Paul Hansen sitzt in Montreal im Gefängnis, in einer Zweierzelle mit dem Hünen Patrik Horton. Die Beschreibung des Knastlebens in diesen wenigen Quadratmetern ist schon ein Erlebnis, mit so viel feinem Humor geschrieben, dass das Grässliche erträglich wird. Aber eigentlich erzählt Paul seine Lebensgeschichte, beginnend mit der Kindheit und Jugend in Frankreich. Sein Vater ist Däne und Pastor, seine Mutter betreibt ein Kino und ist Atheistin. Kein Wunder geht das nicht lange gut. Die Eltern trennen sich und Paul folgt seinem Vater nach Canada, wo dieser in einer kleinen Stadt die vom Asbest-Abbau lebt, engagiert predigt. Nach dem recht dramatischen Tod des Vaters wird der handwerklich begabte Paul ein fleissiger, beliebter Hauswart eines grossen Wohnblocks für eher betuchte Eigentümer. Und dann tritt – nein fliegt - Winona in sein Leben. Eine wunderbare Frau, halb Indianerin, Pilotin eines Kleinflugzeugs. Nouk, ein verletzt aufgefundener Hund kommt dazu und die drei lieben sich auf eine so unglaublich selbstverständliche und tiefe Art, dass einem das Herz warm wird. Als Winona nach elf Jahren Glück mit ihrem Flieger abstürzt und umkommt, tut es weh. Und die Arbeitssituation wird wegen eines neuen, bösartigen und dummen Chef-Verwalters unerträglich. Aber noch immer wissen wir nicht, warum dieser sympathische Mann im Gefängnis sitzt. In einem turbulenten Schluss wird alles klar, nachvollziehbar und schliesslich auch noch versöhnlich. Paul hat ein bescheidenes Leben geführt, aber seine Person ist rundum stimmig geschildert und macht sein Leben zu einer grossen, beeindruckenden Reise. Jean Paul Dubois erhielt dafür 2019 den Prix Goncourt.
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