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Ein Mord im Detail beleuchtet

REVOLVERCHUCHI von Peter Hossli

Der Mord geschah 1957 im Aargau – und bekommt jetzt durch die akribische Akten-Aufarbeitung des Journalisten Peter Hossli eine eindringliche und aktuelle Präsenz. Das Buch nimmt es an Spannung mit manchem Krimi auf, aber die Spannung ist eher soziologischer und gesellschaftspolitischer Art. Geschildert werden eingehend Biografien, Lebenssituationen, Hoffnungen und fatale Fehlentscheide der drei Hauptpersonen, des Täterpaars Max Märki, seiner Geliebten Ragnhild Flater und des Opfers Peter Stadelmann. Alle drei sind junge Menschen, das Opfer ist rein zufällig gewählt, die einzige Verbindung zum Täter ist die, dass auch er mehr Geld will, als der bescheidene Lohn hergibt. Stadelmann, der elend ermordet wird, ist ein Frommer, ein Stündeler, der heimlich einer Wett-Leidenschaft frönt. Max Märki muss sehr jung heiraten, hat Mitte zwanzig schon drei Kinder und die Ehe ist zerrüttet. Da verliebt er sich erstmals in seinem Leben, in Ragnild Flatner, eine Norwegerin, die in Luzern in einem Café arbeitet. Auch für sie ist Max die grosse Liebe. Sie wollen ausbrechen, ein neues Leben beginnen, am liebsten in Amerika. Und planen deshalb einen Raub – der dann völlig aus dem Ruder läuft. Wie Hossli die Einvernahme- und Gerichtsakten, die biografischen Recherchen, die Briefe der beiden ohne Erfundenes erzählt, ist Journalismus auf hohem Niveau. Die Aktualität die mich so fasziniert ist die auch heute präsente Kriminalität von jungen Männern, die sich nicht abfinden können mit einem bescheidenen oder auch armseligen Leben und immer wieder «Chrämpfe» wagen, die dann im schlechten Fall, wie bei Märki, in einer Katastrophe enden.



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