«Nach oben sinken» von Wilfried Meichtry Was Wilfried Meichtry über die moralische Enge und die unglaubliche Macht der katholischen Kirche in den Walliser Dörfern beschreibt, hat mich stellenweise geschockt. Sein Roman über das Aufwachsen des Ich-Erzählers spielt ja nicht im 18. Jahrhundert, sondern in den 1970er und 80er Jahren. In der Zeit, in welcher der Autor in Leuk aufgewachsen ist. Etwa in der Mitte des Romans steht der Satz «Es ist ein Unglück, im Wallis geboren zu sein». Der junge Protagonist, ein begabter, fantasievoller Junge, entdeckt, dass es in der Familie ein grosses Geheimnis gibt: Ein Onkel verschwand als junger Mann spurlos. Darüber herrscht eisernes Schweigen. Überhaupt wird alles, was gegen die engen Gesetze der katholischen Kirche geht, tabuisiert und verdrängt. Um das zu ertragen, leben viele Menschen im Dorf eine Art Doppelleben. Der Wein hilft, die Moral mit Spott und Hohn zu ertragen. Wir erleben auf fesselnde Art mit, wie sich der Protagonist von klein auf wehrt gegen die Mauern des Schweigens, wie er sich entwickelt, stärker wird und schliesslich auch unabhängig. Wie er sich hartnäckig kämpfend befreit aus der unerträglichen Enge und die tragische Geschichte seines Onkels aufdeckt.
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