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Höhenflug der konkreten Kunst - Übersicht im Haus Konstruktiv

Der heutige Tipp im Züritip motiviert mich, doch noch von meinem Besuch im Haus Konstruktiv vor ein paar Wochen zu berichten. Offenbar wird konkrete Kunst heutzutage gern als eher gestrig und nicht mehr spannend abgetan. Wie falsch! Schon der Anblick der 80 weissen, unterschiedlich angesägten Designstühle von Arne Jacobsen (es sind eben keine Originale) ist eine betörend-zwinkernde Augenweide der dänischen Gruppe SUPERFLEX (1). Und mit den daneben stehenden Palmen aus Elektrokabeln erinnert uns die Schweizerin Vanessa Billy mit Witz an die intensive Verkabelung, die wir ja optisch kaum wahrnehmen. Der Libanese Walid Raad hat zu seinen grossen, intensiv farbigen Wandteilen mit wenigen ornamentalen Formen einen sehr poetischen Text mitgeliefert – die Bilder sollen den verlorenen Schatten der arabischen Kunst Zuflucht bieten. Im Treppenhausschacht, über fünf Etagen, hat Esther Stocker mit schwarzen Holzleisten eine faszinierende Installation geschaffen – je nach Standpunkt wirkt sie anders und neu. Die Ausstellung füllt das ganze Haus, auf jedem Stock Überraschendes, Geniales. Noch zu drei Werken die mir besonders in Erinnerung sind: Von Lara Favaretto der Block aus 400 Kilogramm oranger Konfetti, die natürlich bei Erschütterungen leicht wegrieseln – hier stehen Material und Form in einem grösstmöglichen Widerspruch und der Anblick ist verblüffend. Die Wandinstallation des Österreichers Herbert Hinteregger aus Hunderten von Kugelschreiberhülsen erstaunt als Idee und Konzept. Und Timo Nassaris Spiegelkabinett im dritten Stock mit dem Titel Florenz - Bagdad: Eine anregende Freude, sich im mit dreieckigen Spiegelelementen ausgekleideten Raum zu bewegen und sich dabei immer nur in Bruchstücken zu sehen. Aber es ist auch mehr: Der Titel bezieht sich nämlich auf ein kunstgeschichtliches Werk zur unterschiedlichen Betrachtungsweise westlicher und islamischer Kunst. Unbedingt hingehen! (Bis 5. Mai)





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