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Verdichtete Leichtigkeit

DIE UNSCHÄRFE DER WELT von Iris Wolff Fast unglaublich: Vier Generationen, zwei Länder, drei politische Umwälzungen – erzählt in sieben Kapiteln auf nur 200 Seiten. Iris Wolff ist eine Meisterin der verdichteten Sprache, die gleichzeitig leicht und lyrisch ist. Ich liebe schmale Bücher die viel erzählen. Iris Wolff hat meine grösste Bewunderung. Es geht um eine Familie im Banat, einer der deutschsprachigen Regionen in Rumänien, wohin es einen jungen Pfarrer und seine Frau verschlagen hat. Sie sind Städter, müssen sich aufs Landleben einlassen, bekommen einen Sohn, Samuel. Und diesen Samuel begleiten wir in unterschiedlichen Kontexten auf seinem Lebensweg. Wir lernen seine Grossmutter Karline kennen, die noch im Königreich Rumänien aufwuchs, erleben seine abenteuerliche Flucht aus der Unterdrückung im Ceausescu-Staat, mit der er auch seine grosse Liebe Stana verlässt. Wir hören von seinem Leben in Norddeutschland, das geprägt ist vom Zwiespalt als deutschsprachiger Nicht-Deutscher und seiner Rückkehr nach der Wende. Im letzten Kapitel begegnen wir noch seiner Tochter Liv, von deren Existenz er während der Zeit im Exil nichts wusste, einer eigenwilligen jungen Frau im heute. Dabei ist Samuel in keinem Kapitel die Hauptfigur. Er ist da in den jeweiligen Geschichten der Menschen, mit denen er zu tun hat. Und es gibt Sätze in diesem Buch, die einem zum Innehalten bringen, zum nochmals lesen, so schön, so stimmig, so wahr. So verabschiedet sich Samuel vor seiner geheimen und gefährlichen Flucht in den Westen von seiner geliebten Stana mit den auf einem Zettel hinterlegten Worten: Verzeih mir. Warte nicht auf mich. Ich bin nie fort von Dir. S. Die Stuttgarter Zeitung schrieb: «So schön hat noch niemand Geschichte zum Schweben gebracht.» Finde ich auch.



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