Ich denke, dass nur ein Alt-Meister wie Wim Wenders einen solchen Film drehen kann. Zwei Filmstunden, in denen sehr wenig passiert, wir einfach mitgenommen werden in den Alltag eines äusserst sympathischen Mannes, Hirayama, der in Tokyo öffentliche Toiletten reinigt. Er erledigt seinen Job mit grösster Professionalität, routiniert und sehr gewissenhaft. Wir begleiten ihn durch seine Tage, sehen, wie er aufsteht, seinen Futon zusammenfaltet seine Arbeitskleidung anzieht, zum Himmel aufschaut und dann losfährt zu seiner Toiletten-Tour. Während der Fahrt hört er Folk- und Rockmusik aus den 80er Jahren ab Kassetten. Abends begleiten wir ihn ins öffentliche Bad, zu einem Drink, auch hier immer die gleichen Orte. Und dann nach Hause, wo er liest, bis er einschläft. Die Szenen, in denen er in eine kleine Buchhandlung geht, um alte Bücher zu erstehen, sind Highlights. Über Mittag im Park isst er ein Sandwich und fotografiert analog, immer Bäume. Hirayama ist sicht- und spürbar sehr zufrieden mit seinem Leben. Das ist unglaublich berührend. Seine Nichte taucht auf, ist zwei Tage bei ihm, die beiden verbindet in ihrer ganzen Verschiedenheit ein gleiches Lebensgefühl. Dann kommt seine Schwester, um die Tochter zurückzuholen. Sie ist eine offensichtlich wohlhabende Frau, die beiden haben sich seit Jahren nicht gesehen. Das ist eine angedeutete Schlüsselszene, die aber in der Schwebe bleibt. Und so schweben auch wir mit, können im Kinosessel fast meditativ mit-leben mit einem Menschen, der sich in seiner Existenz gefunden hat.
(Jetzt in den Kinos)
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