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ZWINGLI: So mached doch um Gottes Wille öpis Tapfers!

Mich begeistert der Film! Eine sorgfältige, ich würde fast sagen liebevolle filmische Aufbereitung des Menschen, Leutpriesters und Glaubens-Revolutionärs Zwingli, der 1519 ans Grossmünster kam und darauf bestand, dass es zwischen Menschen und Gott keine Vermittlung braucht, dass alle das Recht hätten, die Bibel zu verstehen und deshalb auch Deutsch predigte. Den Kirchenobern gefiel das gar nicht, wir wissen es. Als Zwingli seinen Bischof in einem Brief inständig um die Aufhebung des Zölibats bat, wurde er verspottet von den Altgläubigen und der Satz ist der Lacher des Films «Diese Erlaubnis bekommst du auch in 500 Jahren nicht!» Er heiratet dann die junge Witwe Ana Reinhart und hat vier Kinder mit ihr. Er nimmt für sich in Anspruch, das Christentum ganz grundsätzlich nach den Worten von Jesus zu leben. Und das heisst eben fertig mit dem protzigen Reichtum der Priester und Bischöfe, fertig mit den unverständlichen lateinischen Messen und der Geldeintreiberei und Angstmacherei mit dem Fegefeuer. Die Klöster wurden aufgehoben, Nonnen und Mönche sollten ein normales Leben führen und heiraten, der Reichtum und die Pfründe der Klöster gingen an die Stadt und diese richtet die erste Armenküche ein. Sicher wird Zwingli (sehr gut gespielt von Max Simonischek) als grosser Gutmensch gezeigt, aber mutig, gescheit und konsequent war er wohl tatsächlich. Es wird durch den Film so bildhaft klar, welch tiefgreifende Umwälzungen die Reformation bewirkte – und zeigt irritierend, wie nahe die katholische Kirche dem Zustand von vor 500 Jahren noch ist…

An der Vorpremiere in Zürich - Regisseur Haupt, Produzentin Walser und Simonischek waren da – sagte ein hörbar bewegter Zuschauer mit fremdsprachigem Akzent: Eine solche Reformation wünsche ich auch dem Islam. Dem gibt es nichts hinzuzufügen.


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